Hormonelle Verhütungsmethoden – eine Übersicht
Alle hormonelle Verhütungsmittel wirken über Hemmung des Eisprungs (Ovulationshemmer) und verhindern den normalen Aufbau der Gebärmutterschleimhaut. Dadurch wird eine Schwangerschaft verhindert.
»Die Pille«
»Die Pille« ist das am häufigsten angewandte hormonelle Verhütungsmittel. Es gibt sie als Kombinationspille(Östrogen und Gestagen) und als östrogenfreie Gestagen-Pille.
Die Östrogene in alle angewandten Pillen sind heutzutage niedrig (30 yg) bis sehr niedrig (20 yg) dosiert. Allerdings ist die Pille mit dem niedrigsten Östrogenanteil nicht unbedingt immer die Bessere. Manche Frauen brauchen für ihr Wohlbefinden ein wenig mehr Östrogen. Heute sind auch Kombinationspillen mit natürlichem körperidentischem Estradiol
im Handel. Diese haben den Vorteil, dass das Risiko für Thrombose und Schlaganfall gefährdete Frauen geringer ist.
Vorteile der Pille
Neben der sicheren Verhütung haben viele Pillen noch zusätzlichen Nutzen z.B. eine Anti-Akne-Wirkung. Regelschmerzen werden reduziert und starke oder unregelmäßige Blutungen reguliert. Daher kann die Pille auch als Medikament zur Behandlung von Zyklusstörungen, Regelbeschwerden und Hautproblemen eingesetzt werden. Ein Vorteil der Pille ist außerdem die unkomplizierte Anwendung. Sie wird einmal am Tag in einem Zeitraum von 12h eingenommen. Bei Nebenwirkungen kann sie jederzeit abgesetzt und auf ein anderes Präparat umgestellt werden. Es gibt heute eine große Auswahl von Präparaten unterschiedlicher Zusammensetzung und sehr preiswerte Präparate.
Nachteile der Pille
Orale Kontrazeptiva bieten nur einen sicheren Verhütungsschutz, wenn sie regelmäßig in einem Zeitfenster von 12h eingenommen wird. Bei Erbrechen, Durchfall und Antibiotikaeinnahme ist die Wirksamkeit unter Umständen beeinträchtigt und es muss zusätzlich mit Kondomen verhütet werden. Die Pille erhöht außerdem den Bedarf an bestimmten Mikronährstoffen (B-Vitamine, Folsäure und Spurenelemente), sodass bei Frauen, die die Pille einnehmen, häufiger Hypovitaminosen auftreten.
Thrombose und Lungenembolierisiko – minimal wenn Sie gesund sind….
Östrogenhaltige Pillen erhöhen das Risiko für eine tiefe Venenthrombose und für eine Lungenembolie. Bei Raucherinnen, Alter über 35 Jahre und Gerinnungserkrankungen, starkem Übergewicht und Bewegungsmangel sind diese Pillen daher gar nicht oder nur eingeschränkt anwendbar. Bei jungen, gesunden Frauen ohne Risikofaktoren ist das Risiko so gering, dass es die gesundheitlichen Risiken einer ungewollten Schwangerschaft bei weitem überwiegt.
Häufigste beobachtete Nebenwirkung
Zwischenblutungen, Kopfschmerzen, Migräne, Brustspannen, Stimmungsschwankungen, Libidoverlust, Übelkeit, Gewichtszunahme, Allgemeines Unwohlfühlen.
Östrogenfreie Pillen
Pillen ohne Östrogen enthalten nur Gelbkörperhormon. Sie müssen deshalb 28 Tage ohne Pause eingenommen werden. Eine Blutung tritt während der Einnahme nicht mehr ein.
Diese Pille ist vor allem für Frauen geeignet, die keine Östrogene vertragen (z.B. Migräne) oder einnehmen dürfen (z.B. bei erhöhtem Thromboserisiko). Bei Hautproblemen sollte sie eher nicht verschrieben werden, da sie Akne verstärken kann.
Häufigste beobachtete Nebenwirkung
Zwischenblutungen, Brustspannen, Ödeme, Libidoverlust
Hormonring (Nuvaring)
Der Hormonring enthält auch Östrogene und Gestagen. Er wird wie ein Tampon über 3 Wochen in der Scheide platziert und nur für die Blutungspause 1 Woche herausgenommen. Die Hormone werden über die Scheide in den Körper aufgenommen. Der Hormonring ist zwar niedrig dosiert, wirkt aber auf die Eierstöcke wie eine Pille.
Vorteile
Es treten seltener Zwischenblutungen auf und er muss nicht täglich angewendet werden wie eine Pille.
Nachteile
Bei manchen Frauen treten vermehrt Fluor und Scheideninfektionen auf.
Der Ring ist vor allem für Frauen geeignet, die unter verschiedenen Pillen Zwischenblutungen haben oder die Pille dauernd vergessen. Mögliche Nebenwirkungen entsprechen denen der Pille.
Hormonstäbchen–Implanon
Implanon ist ein kleines Kunststoffstäbchen, dass aus reinem Gelbkörperhormon besteht und nach einer lokalen Betäubung unter die Haut eingelegt wird. Die Einlage ist kaum schmerzhaft. Es verhütet 3 Jahre lang.
Vorteile
Implanon hat die höchste Sicherheit unter allen Verhütungsmitteln. Es ist geeignet bei Östrogenunverträglichkeit (z.B. Übelkeit), Migräne und für Frauen, die häufig die Pille vergessen. Implanon ist erfahrungsgemäß eine komfortable und sicher empfundene Verhütung.
Nachteile
Es kann unregelmäßige Zwischenblutungen verursachen.
Manchmal kommt es zu mehr Akne oder zu Stimmungsschwankungen.
Hormonpflaster
Das Hormonpflaster gibt Östrogene und Gestagen über die Haut in den Körper ab. Es sollte einmal pro Woche am gleichen Wochentag gewechselt werden. Nach 3 Pflastern erfolgt eine Woche Pause.
Vorteile
Ein Vorteil des Pflasters ist die kontinuierliche Wirkung und die Sicherheit, da das Pflaster bis zu 9 Tagen wirkt und ein verspäteter Wechsel das Schwangerschaftsrisiko dann nicht erhöht.
Nachteil
Gegenüber den oralen Präparaten besteht ein größeres Risiko für Thrombosen und eine wesentlich höhere Belastung des Leberstoffwechsels. Auch Hautunverträglichkeit und Sichtbarkeit des Pflasters können stören.
3-Monatsspritze
Die 3-Monatsspritze ist östrogenfrei und wird alle 3 Monate in den Gesäßmuskel injiziert und wirkt über ein Depot 3 Monate lang.
Vorteile
Vorteile sind die hohe Sicherheit, die Anwendbarkeit bei Migräne, sehr starken Regelschmerzen, und bei Frauen mit Nebenwirkungen durch Östrogene. Auch bei ausgeprägten Eierstockcysten kann die Anwendung der Gestagenspritze sinnvoll sein.
Nachteile
Es können unregelmäßige nicht planbare Blutungen auftreten und die Knochendichte verringert sich (Osteoporose). Auch bleibt nach Absetzen meist länger als nach der Pille die Regel aus. Diese Verhütung ist für junge Frauen und Frauen mit Kinderwunsch nicht empfehlenswert.