Hormontherapie heute – deutlich weniger Risiken
Nach dem heutigen Wissensstand überwiegt bei einer gesunden Frau der Nutzen einer Hormontherapie bei klimakterischen Beschwerden die Risiken, wenn die Behandlung vor dem 60. Lebensjahr begonnen wird.
Darüberhinaus wirken Hormone vorbeugend auf Erkrankungen an Knochen, Herz-Kreislaufsystem, Gehirn, Gelenken und die Haut.
Die Risiken einer Hormontherapie bestehen vor allem bei Vorerkrankungen des Herz-Kreislaufsystem (Infarkt/Schlaganfall/Thrombose) und bei Gerinnungserkrankungen. Die heutige Hormontherapie über die Haut (transdermal) und die Gabe von bioidentischen Hormonen (Estradiol und Progesteron) hat die Behandlung auch bei bestehenden Risiken risikoärmer und sicherer gemacht.
Vor –und Nachteile einer Hormontherapie müssen immer sorgfältig abgewogen werden.
Wirksamkeit der Hormontherapie – schnell und effektiv
Hormone verbessern effektiv und in relativ kurzer Zeit die typischen klimakterischen Beschwerden wie Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schlafstörung, Gelenkbeschwerden und psychische Verstimmungszustände. Diese Beschwerden können sehr ausgeprägt sein und eine Frau erheblich belasten, insbesondere wenn sie noch in einem beruflich anspruchsvollen Arbeitsalltag eingebunden ist. Sie haben Krankheitswert und sollten daher auch konsequent–natürlich unter Beachtung der Risiken–behandelt werden.
Darüberhinaus wirken Hormone auch vorbeugend, denn sie reduzieren das Risiko anderer ernsthafter Erkrankungen wie Osteoporose, Eierstockkrebs und Darmkrebs. In den frühen Wechseljahren begonnen, senken sie deutlich die Rate an Herzinfarkten und Schlaganfällen. Allerdings dürfen Hormone nur zum Zweck der Vorbeugung auf Kassenkosten
nicht verschrieben werden.
Hormone und Brustkrebs
Das Brustkrebsrisiko ist unter kombinierter Hormontherapie etwas erhöht (2–6 zusätzliche Brustkrebsfälle auf 1000 Frauen je nach Dauer der Gabe). Das Brustkrebsrisiko durch Hormone wird eher überschätzt.
Hormone dürfen aber nicht als alleinige Ursache für die Entstehung eines Brustkrebses gesehen werden. Sie können aber hormonempfindliche Krebszellen in ihrem Wachstum fördern. Entscheidend für das Auftreten von mehr Brustkrebserkrankungen unter Hormonen ist die Dauer der Einnahme!
Neueste Untersuchungen zeigen sogar, dass bei gesunden Frauen in den ersten 4 Jahren bei Gabe von bioidentischen Hormonen (Estradiol/Progesteron oral/Vaginal) kein negativer Einfluss auf die Brust oder das Herz-Kreislaufsystem hat.
Betrachtet man zusätzlich andere Risikofaktoren, die das Brustkrebsrisiko erhöhen, erscheinen Hormone vergleichsweise risikoarm. Übergewicht BMI > 30 (45 zusätzliche Brustkrebskranke Frauen auf 1000 Frauen), Rauchen und Alkohol (ca. 20 auf 1000 Frauen) und mangelnde Bewegung, verursachen ein Vielfaches mehr Brustkrebserkrankungen.
Eine reine Östrogentherapie reduziert die Brustkrebsrate sogar um 30 %, sofern sie nicht länger als 15 Jahre gegeben wird. Bei Frauen, die mit einem BMI > 30 besteht bereits ein soweit erhöhtes Brustkrebsrisiko,dass Hormone das Risiko nicht weiter steigern können.
Frauen mit hormonsensibel getesteten Brustkrebs dürfen keine Hormone erhalten. Liegt der Brustkrebs mehr als 10-15 Jahre zurück, ist eine Hormontherapie wieder möglich.
Östrogenzäpfchen – risikoarme Daueranwendung
Bei Scheidentrockenheit mit Juckreiz, schmerzhaften Geschlechtsverkehr in der Menopause und Harninkontinenz sind Östrogenzäpfchen eine wirksame und nebenwirkungsarme Therapie. Diese muss aber nach einer täglichen Anwendung über 2–3 Wochen dauerhaft ca. 2 mal die Woche durchgeführt werden, ansonsten verschwinden die positiven Effekte der Behandlung wieder. Veränderungen des Scheidengewebes und der Dehnbarkeit lassen sich nach Jahren auch mit Östrogenen oft nicht mehr zufriedenstellend bessern.
Eine örtliche Behandlung der Scheide mit Östrogenzäpfchen unterscheidet sich in Wirkung und Nebenwirkungen sehr von der oben genannten Östrogentherapie.
Eine lokale Hormontherapie mit Hormonzäpfchen steigert nicht das Brustkrebsrisiko und darf auch Brustkrebspatientinnen verordnet werden. Ebenso haben Östrogenzäpfchen keine Nebenwirkungen auf das Herzkreislaufsystem.
Ultraschall – wichtig unter Hormontherapie
Alle Östrogene können die Gebärmutterschleimhaut verdicken und dadurch das Risiko für ein Gebärmutterkrebs erhöhen oder wieder zu Blutungen führen. Es empfiehlt sich daher regelmäßig – z.B. bei der jährlichen Krebsvorsorge – die Schleimhautdicke sonografisch ausmessen zu lassen, um zu überprüfen ob die Hormone im passenden Verhältnis gegeben werden.
Hormonmessung
Hormonmessungen zur Feststellung der Wechseljahre sind nicht notwendig. Die Abnahme der Hormonproduktion in den Eierstöcken ab dem ca. 40. Lebensjahr ist nicht krankhaft und in dieser Zeit starken Schwankungen unterlegen. Bei klimakterischen Beschwerden orientiert sich die Hormontherapie in der Regel an den Beschwerden einer Frau. Ein Hormonlabor ist daher nur in bestimmten Fällen medizinisch notwendig.
Individuelle Hormontherapie–Hormonspeicheltest (Saliva)
Wünscht eine Frau dennoch Hormonuntersuchung, ist eine Hormonbestimmung aus dem Speichel (Salviatest) empfehlenswert. Der Salivatest misst im gegensatz zu den meisten konventionellen Hormonanalyse die freien, biologisch wirksamen Hormone. Die Speicheltestabnahme ist bequem zu Hause durchführbar. Der Saliva-Test zeigt den Ausgangsstatus ihrer Hormone und das Verhältnis zwischen Östrogenen und Progesteron (Gelbkörperhormonen) an. Auch die Messung anderer wichtiger Hormone wie DHEA, Testosteron oder Cortisol sind möglich.
Ein Mangel an männlichen Hormonabkömmlingen oder zu hohe Cortisolspiegel führen zu Beschwerden, die sich mit den weiblichen Hormonen nicht bessern lassen. DHEA ist zusätzlich wichtig für das Immunsystem, die Fettverbrennung und die Stresstoleranz. Testosteron steuert die Libido und das Sexualempfinden. Das Verhältnis von Cortisol und DHEA ist ein Maßstab für den Alterungsprozess.
Individuelle bioidentische Hormonrezeptur
Die Behandlung erfolgt durch individuell zusammengesetzte Hormonrezepturen mit bioidentischen Hormonen, die von speziellen Apotheken (z.B. receptura) hergestellt werden. Die Dosierung und Einnahmeart der Hormone orientiert sich am Labor aber auch an Ihren persönlichen Bedürfnissen. Durch verschiedene Zubereitungen als Gel, Creme, Kapsel, Lutschpastillen ist für jede Frau die komfortabelste Behandlung wählbar. Als Trägerstoff wird gut verträgliches natürliches Olivenöl verwendet.
Speichelhormontest, Rezepturerstellung und Beratung zur individuellen bioidentischen Hormontherapie sind Selbstzahlerleistungen.